Montag, 19. August 2019

[Rezension] Die Farbe von Schmerz - A. L. Kahnau



Sanft fahre ich mit den Fingern über den Fleck. Er hat die Form eines Schwans. Mit langem Hals und breitem Körper. Sein Schnabel reicht bis an meinen untersten Rippenbogen, die Schwanzfedern berühren meine linke Hüfte. Ein Kunstwerk in Blau-Lila. 
Faszinierend, dass etwas so Grobes wie die Faust meines Stiefvaters etwas so Filigranes wie diesen Fleck erzeugen kann.

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Verlag: Books on Demand | Preis: 13,99€  | Seiten: 448 | Erschienen: 23.7.19

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Als ich das Cover gesehen habe war ich gleich hin und weg, was der Klappentext nur noch verstärkt hat. Doch auf eine Weise, die nichts märchenhaftes an sich hat, denn das Thema häusliche Gewalt ist von Anfang an klar. Ihr wisst sofort, die Protagonistin wird misshandelt, aber ihr kennt keine Umstände. Ich war sehr gespannt, wie A. L. Kahnau das Thema umsetzt, ob sie damit einfühlsam umgeht und ob es sich ''richtig'' anfühlen würde.

Kurz nachdem es hier eintraf fing ich mit dem lesen an, weil ich es absolut nicht abwarten konnte und aufhören war auch nicht wirklich drin.

Wir erfahren in der Story viel über eine Familie, die alles andere als intakt ist und das ist das erschütternde daran. Die Fassade wird aufrecht erhalten um jeden Preis, von allen Beteiligten. Genau, von allen. Man sollte doch hoffen, dass jedes Kind, jeder Mensch sich irgendwo meldet, wenn er/sie misshandelt wird oder wurde, doch so sieht die Realität nicht aus. Und das ist es was meiner Meinung nach hier schonungslos auf den Leser einprasselt: nackte Realität.


Es gab diese Momente in der Geschichte, da habe ich so unfassbar viel Hass empfunden, so viel Unverständnis, so viel Unsicherheit. Und es gab jene, die voller Kraft und Stärke waren. Auch gab es solche Momente, die vielleicht ein wenig an den Haaren herbei gezogen waren, doch wer bin ich das zu beurteilen, wenn ich gar nicht jeden Einzelfall kenne, nicht mal im Ansatz und erst Recht nicht jede Geschichte drum herum.

Ich habe nicht erwartet, was zwischen Sim und Romy passieren würde, nichts davon. Und doch war genau dieses Element für die schönen Momente im Buch verantwortlich. Allerdings fand ich es auch toll, dass Romy versuchte alles selbst in den Griff zu kriegen und sich selbst zu retten. Es war schade, dass sie dafür so lange gebraucht hat, dass sie so lange so viel ertragen hat ohne den geringsten Widerstand zu leisten oder den Mund auf zu machen. Aber dennoch, wer spricht einfach so darüber das ihm Gewalt angetan wird? Nicht jeder, wahrscheinlich nicht mal viele und das aus diversen Gründen, die ich nicht kenne nur vermuten kann.

Was ich aus der Geschichte gelernt habe ist, dass es umso wichtiger ist auszustrahlen, dass es okay ist darüber zu reden, nicht schweigen zu müssen und das es da draußen Hilfe gibt. Danke an dieser Stelle für das Nachwort.

Das Romy eine Figur ist, die versucht sich eher Unsichtbar zu machen als zu rebellieren ist von Anfang an klar. Doch fand ich, dass sie versucht hat auszubrechen aus dem Teufelskreis und die Ansätze klar zu sagen, was sie sagen will sind da, doch ich vermute, die Angst überwiegt, zumindest habe ich das so empfunden. Und ich bin froh, dass sie so gestaltet wurde. Ich konnte mich sehr gut auf sie einlassen und versuchen nachzufühlen, was sie fühlt.

Sim liebe ich übrigens maßlos, ich fand ihn einfach von Anfang bis Ende toll. Vielleicht weil man durch eine kleine Bemerkung an Jughead Jones erinnert wird, den ich ebenfalls liebe.

Alles in allem ist dieses Buch absolut großartig, weil es so sehr authentisch ist, so eindringlich aber mit vielen Momenten eben auch so einfühlsam und sensibel. Ich persönlich liebe es!


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[Vielen Dank an Books on Demand für das Rezensionsexemplar]







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