Samstag, 1. Dezember 2018

[Rezension] Wenn ich nicht genug bin - A. L. Kahnau



"Sei doch einfach du selbst."
"Und wenn ich nicht genug bin?"
"Genug was?"
"Genug von allem."

Die Leute sagen, wir sind eine Familie voller Versager.

Ein Vater, der trotz Arbeit seine Familie nicht ernähren kann. Eine Mutter, die bereits in ihrer Jugend ihr erstes Kind bekam und nun mit bald vier Kindern und Haushalt überfordert ist. Eine kleine Schwester, die in der vierten Klasse noch am Daumen lutscht. Ein großer Bruder, der sein Leben nicht auf die Reihe bekommt und nachts sturzbesoffen in sein Bett kotzt. 

Und dann bin da noch ich. Ich bin die Schlimmste von allen. Denn ich betrüge jeden Einzelnen von ihnen. Jeden Tag aufs Neue.

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Verlag: Books on Demand | Preis: 12,99€ | Seiten: 400 | Erschienen: 10.10.18







Der erste Eindruck war wahnsinnig positiv, denn das Cover ist unglaublich schlicht fällt aber mit den zarten Wasserfarben trotzdem auf und ich finde es für ein Jugendbuch mit ernstem Thema wirklich gut gewählt.

Ich weiß noch, dass die Autorin einen Auszug aus dem Buch postete, es war eine Szene an der Kasse eines Supermarktes bei der die Mutter im Geldbeutel kramte aber nicht genug hatte. Das hatte mich irgendwie so sehr berührt, weil es so alltäglich und trotzdem die so furchtbar ist, dass ich dieses Buch unbedingt lesen wollte.

Ich hatte meistens ein wirklich schlimmes Gefühl beim lesen, denn was die Protagonistin Joe durchmachen musste war wirklich traurig. Es legt einen Fall dar, der sich so abgespielt haben könnte. Meistens können wir nur bis vor die Haustür anderer Leute sehen, was sich jedoch dahinter abspielt bleibt bei diesen Menschen. Hier war es als hätte eine Familie unfreiwillig einen Einblick in all ihre Probleme und ihre furchtbare finanzielle Lage, gewährt und das hat mich runter gezogen. So leben viele, viele Menschen. Vielleicht direkt neben uns. Mich hat das nachdenklich und bedrückt zurück gelassen. Ich habe sehr mit Joe mit gelitten und konnte oft nicht glauben, was sie da für ihre Eltern und Geschwister tat und ich glaube sie selbst sah auch nicht kommen, wie schnell es sich abwärts bewegen würde.

Die Autorin hat es für mich mit dem Nagel auf den Kopf getroffen. Sie hat ein unglaublich wichtiges, alltägliches Problem angesprochen und damit ein großes Tabu, wie ich finde gebrochen und das hat sie auch noch mit Bravur getan. Einfühlsam und Echt.

Anhand von Joe kann der Leser genau sehen, was eine solche Situation mit einem heranwachsenden Menschen machen kann. Schlicht ist es einfach unangenehm über solch ein Thema zu reden, Hilfe zu suchen und auch anzunehmen würde Jugendlichen sicher schwer fallen. Ich finde, dass dieses Buch da ein kleiner Schatz ist, denn das besondere ist, dass die Autorin auch Wege zeigt, wie es besser werden kann, wie man sich da wieder herausziehen kann. Sie schenkt Hoffnung und lässt sie durch Joe und vor allem auch durch Nick in die Geschichte fließen.

Für mich ist es ein unglaublich berührendes, emotionales Jugendbuch und etwas ganz besonderes. Ein Schatz, den man unbedingt lesen sollte. Man kann viel daraus mitnehmen und mit tollen Charakteren durch eine Geschichte wandern, die sich um 180 grad wendet.

Nick war übrigens mein Liebling, ein wirklich lieber, schlauer Junge, der sich wahnsinnig für Joe eingesetzt und ihr geholfen hat, was mein Herz fast platzen lassen hat. Alles was zwischen den beiden war, war absolut und wunderschön.

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[Vielen Dank an Books on Demand für das Bereitstellen des Buches]


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