Montag, 10. Dezember 2018

[Talk About] 54 Minuten - Jeder hat Angst vor dem Jungen mit der Waffe



Vor ein paar Tagen habe ich ''54 Minuten - Jeder hat Angst vor dem Jungen mit der Waffe'' von Marieke Nijkamp beendet. Einige Tage hat es gedauert, bis ich mir soweit meine Gedanken gemacht hatte um euch etwas darüber sagen zu können.

Doch solch ein Thema verlangt nicht nach einer Rezension. Es verlangt nach Aufmerksamkeit.





54 Minuten, die alles zerstören
Es passiert nicht viel im verschlafenen Opportunity, Alabama. Wie immer hält die Direktorin in der Aula der Highschool ihre Begrüßungsrede zum neuen Schulhalbjahr. Es ist dieselbe Ansprache wie in jedem Schulhalbjahr. Währenddessen sind zwei Schüler in das Büro der Schulleitung geschlichen, um Akten zu lesen. Draußen auf dem Sportgelände trainieren fünf Schüler und ihr Coach auf der Laufbahn für die neue Leichtathletiksaison. Wie immer ist die Rede der Dirketorin exakt um zehn Uhr zu Ende. Aber heute ist alles anders.
Als Schüler und Lehrer die Aula verlassen wollen, kann man die Türen nicht mehr öffnen. Einer beginnt zu schießen. 
Tyler greift seine Schule an und macht alle fertig, die ihm unrecht getan haben. 
Aus der Sicht von vier Jugendlichen entfaltet sich der Amoklauf, bis die letzte Kugel verschossen ist...

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Dieses Buch ist mir extrem unter die Haut gegangen. Schon vor einiger Zeit hatte ich ''Es wird keine Helden geben'' von Anna Seidl gelesen und auch da fand ich die Thematik einfach wichtig aber auch krass. Nur befasste sich Anna's Buch mehr mit dem Leben danach, das Leben nach dem Amoklauf. 
Hier sind wir mittendrin. Für mich persönlich viel schlimmer es aus dieser Perspektive zu lesen.

Ich möchte nicht darüber schreiben, dass es so, so viele Fälle von Amokläufen gibt, denn jeder der das lesen möchte braucht nur im Netz suchen und wird binnen Sekunden fündig. Erschreckend fündig, wie ich finde.
Ich finde kaum Worte, die ausdrücken wie schlimm ich das finde und wie sehr es mich trifft, wenn sowas in den Medien ausgestrahlt wird. Aber ich bin nicht betroffen. Ich habe nie sowas durchgemacht und war nie in einer Situation in der ich darüber nachgedacht hätte etwas in der Art zu tun. Mich berührt dabei am meisten, wie es dazu kommen kann, was geht in einem jungen Menschen vor, das er/sie beschließt eine Waffe zu nehmen und Menschen zu töten. Was bewegt jemanden dazu?

Mobbing ist oft ein Grund, ein Grund von dem man Romanen liest, ein Grund von dem man in den Medien hört. Und ein Grund, der nachvollziehbar ist, das bedeutet nicht automatisch, dass jeder, der gemobbt wird zum Amokläufer wird und erst recht nicht, dass jemand das Recht dazu hat, ich möchte damit nur sagen, dass ich finde, dass Mobbing etwas ist, dass man nicht gut heißen darf, es ist nicht nichts, es ist viel. Stellt euch jemanden vor, der vielleicht kein schönes Zuhause hat oder keine schöne Kindheit, jemand, der ohnehin labil ist, jemand, der mit niemandem reden kann. Oder alles auf einmal. Es geht nicht darum hinterher mit dem Finger zu zeigen und zu sagen: ''Er/Sie hätte ja mit jemandem reden können'' oder ''Er/Sie wurde doch nur gemobbt kein Grund für einen Amoklauf''. Und für die meisten Menschen ist es ja auch kein Grund, aber da ist einer, der mit dem täglichen Mobbing nicht leben kann, der das allein sein, keine Freunde haben, die Ausgrenzung nicht erträgt und auch dieser eine Mensch sollte wichtig sein. Alle sollten für das Thema Mobbing sensibilisiert werden, es sollte Thema werden, nicht als Nichtigkeit abgetan werden.

Jeder kann selbst entscheiden ob er mobbt oder sich für andere stark macht.

Früher habe ich darüber kaum nachgedacht, heute bin ich Mama. Ich möchte das meine Kinder einen gesunden Umgang mit dem Thema Mobbing lernen und sich für sich selbst und andere stark machen können, dass sie genügend Selbstbewusstsein und Vertrauen in sich und auch in mich als Mama haben um ''Stop'' zu sagen.

Im Roman ''54 Minuten - Jeder hat Angst vor dem Jungen mit der Waffe'' erleben wir den Amoklauf hautnah mit, es beginnt damit, dass man die vier Perspektiven kennen lernt. Vier Jugendliche zwei von ihnen sind draußen, sie erleben das ganze von Außen, während ihre Geschwister in der Aula gefangen sind. Die zwei anderen sind in der Aula. Dadurch bekommt man einen Einblick, der extrem bedrückend ist, erstmal natürlich weil beinahe die ganze Schule in der Aula versammelt ist und niemand mehr hinaus kann, ein Wettlauf gegen die Zeit, mit einem Jungen, der den Bezug zum Leben und zur Realität bereits verloren hat. Und auf der anderen Seite erfahren wir die Gedanken derer die draußen sind, die sich Sorgen machen, die Schüsse hören, versuchen etwas zu unternehmen.
Mir ging noch nie ein Buch so sehr unter die Haut, weil es die Realität ist und nur darüber zu reden sorgt dafür, dass man sich damit  befassen kann, es beginnt immer bei einem selbst.
Im Buch war die Angst deutlich spürbar, die Angst der Charaktere hat sich auf den Leser übertragen. Und es hat mich dazu gebracht, wieder einmal über das Thema nachzudenken. Es ist nicht einfach ein Buch mit einem ernsten Thema, es ist eine Geschichte, die ebenso wahr sein könnte, die einem Angst macht, einen berührt und einen unfassbar viel fühlen lässt.

Wenn es euch nicht gut geht, sucht euch jemandem mit dem ihr reden könnt. Egal wen. Und wenn ihr denkt, dass es niemanden gibt, mit dem ihr sprechen könnt scheut euch nicht bei der TelefonSeelsorge anzurufen oder mit ihnen zu Chatten.

0800/111 0 111 · 0800/111 0 222 · 116 123
Jeder Anruf ist kostenlos

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Weitere Bücher mit dem Thema:

- Es wird keine Helden geben von Anna Seidl
- Was wir dachten, was wir taten von Lea-Lina Oppermann
- 19 Minuten von Jodi Picoult
- Die Schüler von Winnenden
- Ich knall euch ab von Morton Rhue

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Abschließend kann ich nur sagen, dass ich kein Fazit habe. Es war ein gutes Buch, es hat viel in mir ausgelöst und ich bin froh, dass es Menschen gibt, die darüber schreiben, die so viel Mut haben, dieses Thema in der Welt zu verbreiten. Denn es gehört in die Welt. Oft liegt dem Ganzen irgendeine Form von Mobbing zu Grunde. Gegen jemanden der gerade in der Schule Amok läuft kann man vielleicht nicht viel machen zumindest kaum so, dass niemand zu Schaden kommt aber man kann etwas gegen Mobbing machen. Es fängt bei einem selbst an, bei der eigenen Familie, bei dem Umgang mit anderen Menschen.


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Wenn ihr Bücher zum Thema Mobbing kennt, dann freue ich mich auf Buchtipps.
Außerdem wüsste ich wirklich gerne, was ihr so über die Themen Mobbing und damit verbundene Amokläufe denkt? Habt ihr vielleicht schon von Schulen gehört, in denen Bücher zu den Themen gelesen werden oder wo es vielleicht sogar extra Stunden dafür gibt?



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